Trauern schmerzt - und doch muss man sich Zeit dafür nehmen
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Trauern
Die Zeit der Trauer
Wer trauert, tut sinnvolle seelische Arbeit. Sie dient dazu, den einschneidenden, das Leben verändernden Verlust zu bewältigen und sich in der innerlich und äußerlich veränderten Wirklichkeit des eigenen Lebens wieder zurechtfinden zu lernen.
Trauer ist oft mit sehr starken Emotionen verbunden. Schmerz, Wut und Ängste, oft auch Schuldgefühle begleiten den Prozess. Aber auch eine gewisse Gefühllosigkeit kann während der Trauer auftreten.
Auf die äußeren Veränderungen im Trauerfall reagieren Betroffene mit den unterschiedlichsten körperlichen und seelischen Veränderungen. Dabei ähneln sich gewisse Erscheinungsformen. Während man traditionell verschiedene Phasen der Trauer unterscheidet, spricht man in den vergangenen Jahren eher von Zielen beziehungsweise Aufgaben, die ein Trauernder zu bewältigen hat.
Jeder trauert anders
Denn die Trauer um einen Verstorbenen verläuft nicht immer gleich, sie ist so individuell wie die Menschen, die trauern, und so unterschiedlich wie die Situationen, in denen der Todesfall eingetreten ist: Ob ein Mensch vor seinem Tod lang gelitten hat oder ganz unerwartet verstorben ist, ob die Beziehung zu dem Verstorbenen sehr eng war oder belastet – all das hat einen Einfluss auf die Art und Intensität des Trauerns.
Auch das Umfeld der Trauernden spielt eine Rolle: Während in manchen ländlichen Gebieten nicht selten die halbe Ortschaft an einem Todesfall Anteil nimmt und ein langsames Abschiednehmen über Aussegnung, Überführung und schließlich Trauerfeier üblicher ist, ist die Trauer in der Stadt weitgehend aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden. Das Sterben wird aus den Familien in Pflegeheime und Krankenhäuser verschoben. Und auch wenn viele Krankenhäuser heute sensibel auf Todesfälle eingehen und den Angehörigen Zeit lassen, sich zu verabschieden, so bleibt der Tod herausgenommen aus dem privaten Umfeld der Trauernden.
Private und öffentliche Trauer
Oft genug wird ebenso wie das Sterben auch die Trauer tabuisiert. Von Menschen, die einen nahen Angehörigen verloren haben, wird nach einer gewissen Zeit der Rücksichtnahme erwartet, dass sie wieder genauso „funktionieren“ wie bisher. Hinterbliebenen, die nach Wochen oder Monaten immer noch Zeichen der Trauer zeigen, wird mit Unverständnis begegnet.
Anne Schneider / Nikolaus Schneider
Wenn das Leid, das wir tragen, den Weg uns weist.
Wenn ein geliebter Mensch stirbt, hinterlässt das ein Gefühl großer Leere in uns. Und es führt uns oft an die Grenzen unseres Gottvertrauens. Anne und Nikolaus Schneider haben das erlebt, als ihre Tochter Meike an Leukämie starb. Dieses Buch will trösten und die Erfahrung weitergeben: Gott ist bei uns - gerade auch in den Todesnächten unseres Lebens. Ein sehr persönliches Buch des ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden und seiner Frau!
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Neukirchener Aussaat
ISBN 9783761557280
vergriffen
Auf der anderen Seite gibt es eine ganz neue Art der öffentlichen Trauer im Internet und in sozialen Netzwerken. Erst die Erfahrung damit wird zeigen, welche Rolle diese virtuellen Trauerräume für den individuellen Trauerprozess und in der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Trauer spielen.
„Ich weiß nicht, wie Trauern geht“
Menschen, die plötzlich von Sterben und Tod betroffen sind, fühlen sich manchmal hilflos und wissen nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Rituale und Gebräuche, die das Trauern erleichtern, sind vielen nicht mehr geläufig. „Ich weiß doch gar nicht wie Trauern geht“ – spricht vielen Menschen aus dem Herzen.
23.09.2020
Anne Lüters
Gleichzeitig wächst der Wunsch nach Begleitung und Seelsorge. Evangelische Kirche bietet auf vielfältige Weise Unterstützung: durch persönliche Besuche der Pfarrerinnen und Pfarrer, durch Rituale und Gedächtnisorte oder Trauercafés und Trauergruppen, in denen sich Trauernde gegenseitig unterstützen.