Weg im Nebel

Alles wie im Nebel: Nach dem Tod eines geliebten Menschen wissen viele vor lauter Schmerz erst einmal nicht, wie es weitergehen soll

Bild: iStockPhoto / Tina_Rencelj

Was geschieht nach der Bestattung?

Hilfen für die Zeit danach

Die Tage zwischen Tod und Bestattung sind für Angehörige sehr gefüllt. Oft setzt erst danach der Schmerz richtig ein. Pfarrerinnen und Pfarrer können in dieser Zeit wichtige Ansprechpartner sein.

Nachdem der Sarg in die Erde gesenkt und Worte des Beileids ausgetauscht wurden, ist es Verwandten und Freunden oft ein Bedürfnis, noch zusammen zu bleiben und den Angehörigen Gesellschaft zu leisten. Auch wenn es für diese vielleicht schwer vorstellbar ist: Die Gemeinschaft der Hinterbliebenen bei einem Kaffee oder Imbiss wird von vielen als tröstlich empfunden. Beim gemeinsamen Essen und Erinnern ist die/der Verstorbene präsent – und gleichzeitig wenden sich die Trauernden dem Leben zu. Sie erfahren: Wir sind nicht allein. Diese Erfahrung von Zuwendung kann sie in den kommenden Wochen stärken. Ein guter Brauch ist es auch, wenn die engsten Angehörigen am Abend des Beerdigungstages noch einmal gemeinsam zum Grab gehen.

Bei einer Feuerbestattung ist die Urnenbeisetzung ein fester Termin, nach der großen Trauerfeier noch einmal im engsten Familienkreis zusammen zu kommen und in aller Stille an die Verstorbene/den Verstorbenen zu denken.

Das Fehlen wird schmerzhaft bewusst

Wenn die letzten Verwandten abgereist sind, kehrt oft mit der Ruhe die Leere ein. Zwar ist immer noch viel zu erledigen. Das Testament wird eröffnet, Korrespondenzen mit dem Bestattungsinstitut, mit Versicherungen und Banken sind zu führen. Entscheidungen über Grabstein und Grabpflege müssen getroffen werden. Eventuell ist ein Haushalt aufzulösen. Gleichzeitig wird das Fehlen des geliebten Menschen immer deutlicher bewusst.

In den Tagen nach der Bestattung legen manche Angehörige bewusst dunkle oder schwarze Kleiderstücke an. Einerseits, weil sich das richtig anfühlt und ihrer Stimmung entspricht. Andererseits ist die Kleidung ein Signal an die Außenwelt, behutsam mit der Person umzugehen, die sich in Trauer befindet.

Kondolenzbriefe trösten

Für Trauernde ändert sich häufig das Zeitempfinden: Die Tage dehnen sich, und die Ereignisse, die um einen herum ablaufen, verlangsamen sich. Neben den lebenspraktischen Fragestellungen mehren sich auch die religiösen Fragen und die Frage nach einem Weiterleben ohne die Verstorbene/den Verstorbenen. Als tröstlich werden dabei oft die Kondolenzbriefe empfunden.

Gute Worte zeigen den Familien, wie viele Menschen an sie denken. In der Beantwortung der Briefe findet die Trauer einen Ausdruck. Viele Hinterbliebene erleben diese Zeit als sehr intensiv. Für manche wachsen in der Familie durch die gemeinsame Trauer Nähe und Zusammengehörigkeitsgefühl.

Das erste Jahr nach dem Todesfall

Eine Kerze in der Dunkelheit,© iStockPhoto / jorgeantonio

Bild: iStockPhoto / jorgeantonio

Das erste Weihnachten ohne einen geliebten Menschen – viele Angehörigen wollen gar nicht daran denken. Aber gerade deswegen empfiehlt es sich, sich frühzeitig Gedanken zu machen über diesen Tag. Welche Menschen möchte man an diesem besonderen Abend im Jahr bei sich haben? Oder kann man Nähe und Gemeinschaft gerade nicht ertragen? In welcher Form möchte man die Verstorbene/den Verstorbenen einbeziehen? Wird ein Gang auf den Friedhof eingeplant, und wenn ja, mit wem? Welche Gottesdienste tun gut, und welche wecken zu schmerzliche Erinnerungen? Trauernde helfen ihrer Familie, wenn sie möglichst deutlich von ihren Bedürfnissen reden. Und Freunde helfen Trauernden, wenn sie ihnen Nähe anbieten und gleichzeitig ihr Bedürfnis, sich zurückzuziehen, respektieren. Haben Sie Geduld mit sich und anderen. Es ist genug, wenn Sie das erste Weihnachtsfest gut überstehen.

Eine Hand kreist einen Termin in einem Kalender mit einem roten Filzstift ein.,© iStockPhoto / BrianAJackson

Bild: iStockPhoto / BrianAJackson

Natürlich gehen an diesen Tagen alle Gedanken zu der/dem Verstorbenen. Erinnerungen an Geburtstagsfeste kommen hoch – vielleicht hat man im vergangenen Jahr noch unbeschwert gefeiert. Manche Familien kommen bewusst an diesem Tag zusammen. Sie gehen gemeinsam auf den Friedhof und unternehmen etwas, das der/dem Verstorbenen gefallen hätte – so schwer das ist. Den meisten Angehörigen tut es sehr gut, wenn Freunde sich an den Geburtstag der/des Verstorbenen erinnern und dies in einem Brief oder vielleicht einem Telefonanruf zum Ausdruck bringen.

Das Bild zeigt drei Kreuze auf einem Berg,© iStockPhoto / KimsCreativeHub

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Es gibt zwei Zeiten im Kirchenjahr, die das Thema Tod und Trauer aufgreifen: die Passionszeit und der Ewigkeitssonntag. Beim Betrachten des Leidenswegs Jesu Christi und der Trauer seiner Jünger werden in Karfreitagspredigten, Passionsandachten und anderen Gottesdiensten auch heutiges Sterben, Schmerz und Trauer in den Blick genommen und in den Horizont christlicher Auferstehungshoffnung gestellt.

Kerzen brennen in der Dunkelheit,© iStockPhoto / Eduard Andras

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Das eigentliche Totengedenken begehen evangelische Kirchengemeinden am Ewigkeitssonntag, dem Sonntag vor dem ersten Advent. Dazu weder vielerorts die Angehörigen der Verstorbenen des vergangenen Jahres gezielt eingeladen. Im Gottesdienst werden häufig die Namen der Verstorbenen verlesen und Kerzen für sie angezündet. Die Verstorbenen und ihre Angehörigen werden in die Fürbitte eingeschlossen. Manche Familien nehmen dies zum Anlass, noch einmal zusammen zu kommen und gemeinsam den Friedhof zu besuchen.

Eine Sanduhr,© iStockPhoto / Kuzma

Bild: iStockPhoto / Kuzma

Ein Jahr ist seit dem Todesfall vergangen. In rascher Reihenfolge jähren sich nun die Ereignisse: Die letzten Tage mit der/dem Verstorbenen, der Todestag, der Tag der Beerdigung. In dieser Zeit kann der Schmerz noch heftig aufflammen: Noch einmal kommen die vergangenen Erlebnisse und Gefühle ganz nah. Und doch ist die Zeit verstrichen. Angehörige haben erfahren: Leben ohne die Verstorbene/den Verstorbenen ist schmerzhaft, aber möglich. So spielen bei aller Trauer auch Dankbarkeit und Hoffnung mit. Es ist gut, sich Zeit zu nehmen an diesem Tag bei einem gemeinsamen Friedhofs- oder Gottesdienstbesuch oder einem Treffen mit der Verwandtschaft. Freunde und Bekannte können durch Anrufe oder Karten zeigen, dass sie die Verstorbene/den Verstorbenen und seine Familie nicht vergessen haben.

Kirchen sind für die Trauernden offen

In dieser schwierigen Zeit stehen Pfarrerinnen und Pfarrer gern für Gespräche zur Verfügung. Zudem bieten evangelische Kirchengemeinden Gelegenheiten, in einer ritualisierten Form der Verstorbenen zu gedenken: So ist es in allen Gemeinden üblich, im Sonntagsgottesdienst die Namen der Verstorbenen der vergangenen Woche zu verlesen und für die zu beten, die um sie trauern. Die Angehörigen sind zu diesem Gottesdienst besonders eingeladen.

Auch in der übrigen Zeit stehen evangelische Kirchen für Trauernde offen. Häufig findet sich dort ein Ort, um für Anliegen eine Kerze anzuzünden, oder ein Gebetbuch, in das Fürbitten oder Sorgen eingetragen werden können.

Sich sammeln, innerlich zur Ruhe kommen

Der stille Kirchenraum bietet die Möglichkeit, sich zu sammeln und auch innerlich etwas zur Ruhe zu kommen. Auch im Evangelischen Gesangbuch finden sich Lieder, Gebete und einige wenige literarische Texte, mit denen die Trauer ausgedrückt werden kann.

Etwa vier bis sechs Wochen nach der Bestattung besuchen viele Ortspfarrerinnen und Ortspfarrer die Angehörigen erneut. In diesem Gespräch gibt es Zeit zum Erzählen und Erinnern sowie Raum für religiöse Fragen, Trauer, Wut oder Schuldgefühle. Pfarrerinnen und Pfarrer sind an das Seelsorgegeheimnis gebunden. Häufig endet dieses Gespräch mit einem gemeinsamen Gebet, selten mit der Feier des Abendmahls.

23.09.2020
Anne Lüters

Ansprechpartnerin für Segen. Servicestelle Bestattung & mehr

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