Abschied ist verbunden mit Trauer - aber Trauer ist wichtig, um wirklich loslassen zu können
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Beerdigungsgespräch
Damit der Abschied gelingt
An die Beerdigung wollte sie gar nicht denken – an den Augenblick, an dem der Sarg ihres Mannes in die Erde gesenkt wurde. Als die Pfarrerin ihren Besuch zum Beerdigungsgespräch ansagte, wollte sie ihr erst gar nicht begegnen.
Doch dann saßen sie zusammen an dem Tisch, an dem auch ihr Mann immer gesessen hatte: die Pfarrerin, sie, ihre Tochter und der Sohn. Die Pfarrerin zündete eine Kerze an – und dann gab ein Wort das andere. Alte Geschichten, Wünsche des Verstorbenen kamen zur Sprache. Manchmal mussten sie weinen, dann lachten sie in der Erinnerung. Es tat gut, von ihrem Partner zu erzählen, von guten Erlebnissen und von seinem Leiden. Die Pfarrerin fragte nach einem Bibelwort, das ihrem Mann wichtig gewesen war. Ihr fiel tatsächlich eines ein – ja, daran hätte er seine Freude. Als die Pfarrerin nach einem Gebet ging, wussten sie, wie die Trauerfeier ablaufen würde. Gemeinsam würden sie sie überstehen.
Zeit zum Erzählen
Stirbt ein Mitglied einer Kirchengemeinde, dann wird das zuständige Pfarramt meist von den Angehörigen oder dem Bestattungsinstitut über den Todesfall informiert. In der Regel ein oder zwei Tage danach besucht der Pfarrer oder die Pfarrerin die Angehörigen des Verstorbenen. Bei diesem Gespräch, das in Ausnahmefällen auch im Pfarramt erfolgt, wird die Trauerfeier gemeinsam besprochen. Daneben ist viel Zeit, über die Verstorbenen zu erzählen – über ihr Leben, ihre religiöse Prägung oder mögliche Wünsche zur Bestattung. Auch eigene Sorgen und Bedenken können hier zur Sprache kommen.
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Das Gespräch hilft den Pfarrerinnen und Pfarrern, die Trauerfeier möglichst persönlich zu gestalten. Gleichzeitig stehen sie unter Schweigepflicht – sie werden nichts von der Kanzel verkündigen, was die Angehörigen nicht veröffentlicht haben möchten. Hier sollten die Angehörigen sehr deutlich machen, was ihnen unangenehm ist. Die Pfarrerin wird die Hinterbliebenen auch danach fragen, wer bei der Beerdigung anwesend sein wird. Dabei kann noch einmal ganz bewusst überlegt werden, wer zur Trauerfeier eingeladen werden sollte: Wer kann die nächsten Angehörigen unterstützen? Wem sollte noch die Gelegenheit gegeben werden, sich zu verabschieden?
Beteiligung an der Trauerfeier
Mit dem Pfarrer oder der Pfarrerin zusammen überlegen die Hinterbliebenen, ob sie sich mit einer Rede oder anderen Beiträgen an der Trauerfeier beteiligen wollen.
Manchmal hilft dieser „letzte Dienst“ den Angehörigen, oft jedoch ist es für sie zu schmerzlich. Letztlich ist es wichtig, gut auf sich selbst zu hören: Was würde ich dem Verstorbenen noch gern mitgeben? Was macht mir den Abschied und die Trauer leichter? Ein Richtig oder Falsch gibt es hier nicht.
Soll man Beileidswünsche am Grab unterbinden oder doch lieber zulassen? Wie sieht es mit Blumen, Kollekten und Spenden aus? All das kann mit der Pfarrerin besprochen werden. Nicht selten hat sich der Verstorbene für eine Initiative oder in einem Bereich stark engagiert.
Oft ist es den Angehörigen ein Anliegen, im Sinne des Verstorbenen Geld für ein Hilfsprojekt zu sammeln und in der Traueranzeige um Spenden anstatt Blumen oder Kränzen zu bitten.
Mögliche Spendenzwecke bei einer Bestattung
- Hospizarbeit
- Verband der evangelischen Krankenhausseelsorge
- Diakonie in Bayern
- Nachbarschaftshilfe oder Diakoniestation der evangelisch-lutherischen Gemeinde am Ort
- ein Projekt in der eigenen Gemeinde: z. B. neue Orgel, Gemeindehausneubau, Jugendarbeit
- Brot für die Welt, Stuttgart
- Diakonie Katastrophenhilfe
- Evangelische Telefonseelsorge
- Deutsche Krebshilfe oder Krebsselbsthilfegruppen am Ort
- Aidshilfe
23.09.2020
Anne Lüters